
„Haben wir kein Salz?“ fragt Johannes beim Abendessen. Da steht Helene vom Tisch auf und stürzt sich vom Balkon. Ohne ein Wort und scheinbar ohne Anlass.
Der überforderte Johannes und drei Kinder bleiben zurück. Durch Helenes Abwesenheit wird schmerzlich klar, wie sehr sie das Zentrum dieser Familie war. Wie leben ohne Helenes Liebe und Fürsorge? Und mit dieser Trauer und dem Gefühl der Schuld?
Auch Sarah, die beste Freundin von Helene, fragt sich, was sie übersehen hat. Mit aller Kraft
versucht sie für Helenes Familie da zu sein, Helenes Abwesenheit zu kompensieren, bis alle wieder festen Boden unter den Füßen haben. Doch schnell wird ihre Hilfe zur Selbstverständlichkeit, und Sarah, die sich selbst ein Kind wünscht, droht, in den übernommenen Mutterpflichten zu versinken und dafür ihr eigenes Leben zu opfern.
Sarahs Trauer verwandelt sich in Wut - Wut auf Helene, die sie alle so schutzlos zurückgelassen hat, Wut auf Johannes, der ihre Hilfe gedankenlos ausnutzt, und Wut auf ihren eigenen Partner Leon, der sie gewähren lässt, ihr aber so gar nicht zur Seite steht.
Mitleidlos und noch viel wütender blickt Lola, Helenes älteste Tochter, auf die Situation.
Sie erkennt die Systematik hinter der Tragödie – die Überforderung und Einsamkeit ihrer Mutter, aller Mütter, und die scheinbar unentrinnbaren Rollenbilder, in denen Männer Karriere machen und Frauen zusammenbrechen.
Lolas Wut richtet sich aber nicht nur gegen die Männer, die sich in diesem patriarchalen System bequem einrichten, sondern auch gegen Frauen wie Sarah und ihre Mutter Helene,
die dieses System stützen, statt es zu stürzen. Und Lola ist bereit und entschlossen, sich dem Konstrukt zu entziehen und den Kampf aufzunehmen mit einem allgegenwärtigen, übermächtig wirkenden Gegner.
„Mareike Fallwickl skizziert in diesem feministischen Roman auf drastische Weise, was geschieht, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt, beschreibt die Lücke, die sie hinterlässt und die weibliche Wut, die bleibt. Sie seziert Tabuthemen, veraltete Rollenbilder und legt den Finger in die klaffenden Wunden unserer Gesellschaft.“ (Rowohlt Verlag)
Anna Angelini
Stephanie Biesolt
Alessandra Bosch
Elena Wildmann
Produktionsassistentin: Claire Sunshine Hertler